Die Hafertage - Eine Ernährungstherapie die nicht einfach durchzuhalten ist.
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Geschrieben von Helga K.
Wissenschaftliche Redakteurin | Ernährungsberaterin
Schon seit der Antike ist der Hafer als gesundheitsförderndes Lebensmittel durch seine Wirkungen auf den Blutzucker bekannt. Auch heute noch wird der Hafer sehr geschätzt und erlebt eine Renaissance in den Lebensmittelplänen der Menschen. Wie diese Renaissance aussieht, besprechen wir in diesem Artikel.
Darum ist Hafer überhaupt gesund:
Hafer ist wie der Weizen oder Gerste eine Getreidesorte, die eine Pflanze aus der Familie der Süßgräser ist. Hafer ist das heimische Getreide mit dem wohl gesündesten Nährstoffprofil. Neben reichlich pflanzlichem Eiweiß und Vitaminen ist der Hafer eine gute Quelle für wichtige Mineralstoffe, wie Zink, Eisen oder auch Magnesium.
Eine weitere Eigenschaft, die den Hafer fast als Superfood bezeichnen lässt, ist die große Menge an Ballaststoffen, die dafür sorgt, dass der Hafer unheimlich lange satt hält und für viele Ernährungstherapien genutzt wird. Einer dieser Ballaststoffe ist das Beta-Glucan, das bei der Blutzuckerregulation hilft. Dies machen sich die Menschen zunutze, die Versuchen mit Hafer Ihre Blutzuckerspitzen aufgrund von Diabetes Typ2 in den Griff zu bekommen. Der Hafer macht während der Hafertage die Körperzellen nachweislich wieder empfindlicher für Insulin. Auch auf den Fettstoffwechsel wirkt sich der Ballaststoff positiv aus. Hierbei ist das Beta-Glucan das Wirkgeheimnis hinter der Haferkur.
Wie funktioniert eine Haferkur?
Bei einer Haferkur gibt es morgens, mittags und abends nur Haferbrei zu essen. 75 Gramm Haferflocken zubereitet mit 300 bis 500 ml Wasser oder fettfreier Brühe. Wer keine Lust aufs Kochen hat, kann die Haferflocken auch in kaltem Wasser quellen lassen und sie dann essen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Hafer mindestens 30 Minuten eingeweicht werden sollte, damit er besser verdaulich ist. Die Geschmackliche Auswahl ist hierbei natürlich super eingeschränkt und bedarf viel Vorarbeit und Nacharbeit. Einer von vielen Gründen, wieso ein Großteil der Hafertage abgebrochen werden. Der fade Geschmack, die nicht vorhandene Abwechslung und die lange Zubereitung schreckt viele Leute ab. Doch es gibt Abhilfe!
Das Konzept der Hafertage
Die „Hafertage“ beinhalteten eine Diät, die sich ausschließlich oder größtenteils auf Hafer und daraus hergestellte Produkte stützte. Hier sind die wichtigsten Aspekte dieser Diät:
Hafer als Hauptnahrungsmittel: An den Hafertagen durften die Patienten hauptsächlich Hafer in verschiedenen Formen zu sich nehmen, wie zum Beispiel Haferbrei (Porridge), Haferflocken oder Hafersuppe.
Begrenzte Kalorienzufuhr: Die Gesamtkalorienzufuhr wurde auf etwa 1000 bis 1200 Kalorien pro Tag begrenzt. Diese Kalorien stammen fast ausschließlich aus komplexen Kohlenhydraten des Hafers, während der Anteil an Fett und Protein niedrig gehalten wurde.
Reduktion des Blutzuckerspiegels: Die Hafertage zielen darauf ab, den Blutzuckerspiegel zu senken. Dies geschieht durch den hohen Ballaststoffgehalt des Hafers, der die Aufnahme von Glukose im Darm verlangsamt, und durch den insgesamt niedrigen glykämischen Index von Hafer.
Positive Wirkung auf den Stoffwechsel: Hafer hat einen hohen Gehalt an löslichen Ballaststoffen (insbesondere Beta-Glucan), die dazu beitragen, den Cholesterinspiegel zu senken und die Insulinsensitivität zu verbessern. Dies war besonders wichtig für Diabetiker, um die Glukoseausscheidung im Urin zu reduzieren, was ein häufiges Problem bei schlecht kontrolliertem Diabetes war.
Dauer und Durchführung: Die Hafertage wurden typischerweise über einen Zeitraum von zwei bis vier Tagen durchgeführt. Diese Phase konnte je nach Zustand des Patienten wiederholt oder verlängert werden. Während dieser Zeit war die Ernährung streng auf Haferprodukte beschränkt, begleitet von Wasser oder ungesüßtem Tee.
Ergänzende Behandlung: Obwohl die Hafertage als eigenständige Maßnahme durchgeführt wurden, waren sie oft Teil eines umfassenderen Behandlungsplans, der auch andere diätetische Vorschriften, Bewegung und bei Bedarf Medikamente umfasste.
Wer ist Carl von Noorden?
Das Konzept der „Hafertage“ geht auf den deutschen Arzt Carl von Noorden zurück, der als einer der Pioniere der Diabetestherapie im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gilt. Die Hafertage wurden in erster Linie als eine spezielle Diätmaßnahme zur Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus entwickelt, insbesondere zu einer Zeit, als es noch keine Insulintherapie gab. Diese Methode hatte das Ziel, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Glukoseausscheidung im Urin zu reduzieren.
Carl von Noorden (1858–1944) war ein bedeutender Internist und Diabetologe seiner Zeit. Er beschäftigte sich intensiv mit Stoffwechselerkrankungen, insbesondere mit Diabetes, einer damals weitgehend unheilbaren Krankheit. Zu einer Zeit, in der die moderne Insulintherapie noch nicht zur Verfügung stand, war die Behandlung von Diabetes eine große Herausforderung. Der Fokus lag auf diätetischen Maßnahmen, um die Krankheit zu kontrollieren und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
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